Presseartikel aus TAZ vom 17.11.2004:
Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Es sieht herbstlich aus bei Laura Mars Grp. Auf dem Boden liegt ein Blätterhaufen
aus Leder, an den Wänden verteilen sich fein Grau in Grau linierte
Zeichnungen über die Räume. Um dem Thema der Ausstellung von
D-L Alvarez und Rainer Kamlah auf die Spur zu kommen, muss
man sehr genau hinschauen und eine Menge visuelles Wissen mitbringen.
Denn Kamlahs Zeichnungen von grob gemusterten Decken beziehen sich auf
Interieurs, die an Filmstills aus Robert Altmans "Thieves like us" angelehnt
sind. Und bei D-L Alvarez sieht man eine in lauter Karos aufgelöste
Rasterzeichnung einer Tankstelle, die Ende der Sechzigerjahre in der US-Presse
abgedruckt war - als Fahndungsfoto im Zusammenhang mit den Morden der
Manson-Family. In beiden Fällen also dienen Verbrechen als Grundlage
für Zeichnungen, auf denen die Gewalt abwesend bleibt. Stattdessen
interessieren sich die Künstler für Flucht und Verfolgung, also
für Spuren in einem ganz konkreten Sinn. Was bleibt vom Tatort übrig?
Ein Bild, ganz sicher.
© TAZ, 2004
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